Winterrestaurant für Spatz & Co.

Ich habe meinen Platz am Frühstückstisch bewusst mit Blick in den Garten und im Winter mit Blick aufs Futterhäuschen gewählt, denn das Beobachten der Vögel hat fast schon etwas Meditatives und ich freue mich immer, wenn ich "alte Bekannte", wie Tommy das Rotkehlchen oder die Amseldame mit der rotbraunen Brust wiedersehe. Manchmal, wenn seltene Gäste vorbeikommen, zücke ich auch schon einmal das Fernglas, um sie genauer zu betrachten. Wusstest du, dass die Leidenschaft für das Behüten unserer Natur bei vielen Naturschützern durch das Beobachten am heimischen Vögelhäuschen seinen Anfang fand? Es ist zudem eine wunderbare Möglichkeit, auch im Winter mit Kindern die Natur zu erleben - und das sogar von der warmen Stube aus, mit Fernglas und Bestimmungsbuch. Nachfolgend einige Tipps, wie du ein für Vögel attraktives Winterrestaurant eröffnen kannst.

 

Das Wichtigste vorweg:

  • Möchtest du das ganze Jahr über Vögel füttern, dann verzichte bitte von April bis Juli auf das Verfüttern von Fettfutter, Erdnussbruch und Sonnenblumenkernen. Warum? Zu dieser Zeit füttern die Altvögel ihre Jungen - in der Anfangszeit hauptsächlich mit Insekten. An großen Erdnussstücken oder Sonnenblumenkernen können die Jungvögel ersticken, fettiges Futter können sie nicht verdauen - und verenden im schlimmsten Fall elendig. Darum: Bitte kein großstückiges und Fettfutter von April bis Juli. Kleine Körner und Sämereien sind in Ordnung. Bitte verfüttere auch keine salzigen Speisen oder Brot - beides tut Vögeln nicht gut.
  • Wie in einem richtigen Restaurant müssen wir auch bei den Vögeln auf Hygiene achten. Reinigt das Futterhäuschen und die Tränke regelmäßig mit heißem Wasser. Wenn möglich nutzt Futterspender und -häuschen, in denen die Vögel nicht im Futter herumlaufen und es mit Kot verschmutzen können. 

ein Futterbuffet für vögel

Unter unseren heimischen Vögeln gibt es Körnerfresser und Weichfutterfresser. Entsprechend diesen Vorlieben kannst du das Futterangebot im Vogelhäuschen und auch beim Fettfutter zusammenstellen. 

 

Zu den Körnerfresser gehören zum Beispiel Grünfink und Buchfink, Erlenzeisig und Gimpel, aber auch Haus- und Feldsperling. Sie haben einen kräftigen Schnabel und kommen gut mit grobem Körnerfutter klar. Sie mögen zum Beispiel Getreidekörner, Sonnenblumenkerne, Hanf und andere Sämereien. Nehmt die üblichen Vogelfuttermischungen oder stellt euch selbst Vogelfutter zusammen. Ich habe genommen: gemischtes Vogelfutter, Sonnenblumenkerne (mit und ohne Schale), Kürbiskerne, Walnuss- und Erdnussbruch sowie Haselnüsse.

 

Zu den Weichfutterfressern gehören unter anderem das Rotkehlchen, die Amsel, Stare sowie Zaunkönig. Sie suchen ihr Futter bevorzugt am Boden und fressen am liebsten feines Futter, wie Sämereien, Mohn und Kleie.

Und dann gibt es auch noch die Opportunisten unter den Weichfutterfressern, die im Winter auch Körner und Sonnenblumenkerne annehmen. Zu ihnen gehören zum Beispiel Blau- und Kohlmeise sowie der Kleiber. 

Für diese Vögel habe ich Futter bestehend aus Haferflocken (zart und grob), Mohn, Sesam, Leinsamen und Rosinen zusammengestellt. 

 

TIPP: Falls du Lust auf ein Experiment hast, dann schau dir meinen Blogartikel "Vogel-Buffet - Wer mag was?" an und finde heraus, welcher Vogel welches Futter am liebsten mag!


Fettfutter herstellen

Um Fettfutter herzustellen, musst du das Trockenfutter im Verhältnis 1:1 mit Fett vermengen. Dazu kannst du natürlichen Rinder- oder Hammeltalg nehmen, oder wie ich einfach Kokosfett. Kokosfett lässt sich gut mit den Händen verarbeiten, muss nicht extra erhitzt werden und schadet Kindern nicht. 

Das Fettfutter kannst du nun: 

  • auf einem Stück Borke verteilen und an einer geschützten Stelle auf den Boden legen - für die Weichfutterfresser, die die Körner gern vom Boden aufpicken
  • zwischen die Schuppen von Kiefernzapfen schmieren
  • in kleine Tontöpfe füllen und mit einem Ast als Sitzgelegenheit versehen
  • in kleine Gugelhupf-, Muffin- oder Bagelformen drücken
  • in Tassen füllen und diese am Henkel draußen aufhängen
  • in Ausstechformen füllen - wir haben mit einem Zahnstocher ein Loch hineingedreht, durch das später ein Wollfaden zum Aufhängen gefädelt werden kann

Lass das Fettfutter auskühlen und hänge es dann in Bäume oder Sträucher. Das Borkenstück haben wir an eine gut einsehbare Stelle gelegt. Und Tommy, das Rotkehlchen, hat schon bald daran herumgepickt. 


eine beheizbare vogeltränke bauen

Essen macht durstig - darum biete Vögeln auch immer frisches Wasser an. Manchmal siehst du Vögel im Winter Schnee "fressen". Das tun sie, um ihren Wasserbedarf zu decken. Doch ist der Schnee vereist und sind Pfützen zugefroren, wird es schwierig. Deshalb habe ich eine "beheizbare" Vogeltränke gebaut.

Dazu benötigst du: 

  • einen Pflanzten oder einen Tontopf (meiner ist 23 cm hoch)
  • eine Kerze (Grabkerze oder Restkerzen vom Adventsgesteck)
  • eine flache Tonschale (meine hat einen Durchmesser von 30 cm)
  • einen oder mehrere flache Steine

Ich habe den Tontopf auf einen feuerfesten Untergrund gestellt und die Kerze im Inneren platziert. Obendrauf kommt die Tonschale. Damit die Kerze ausreichend Luft erhält, habe ich einen Stein zwischen Tonschale und Tontopf gesteckt. Durch den Spalt kann nun Luft zirkulieren. Nun wird die Kerze angezündet und die Tonschale mit Wasser gefüllt. Die Kerze hält das Wasser eisfrei - achte darauf, dass das Wasser nicht zu warm wird und dass es regelmäßig erneuert wird.. 

Meine beheizbare Vogeltränke wurde gut von Spatz & Co. angenommen und gleich für ein Familienbad genutzt. Denn auch Baden ist für Vögel im Winter wichtig.


welcher vogel futtert da?

Jetzt wird's spannend! Zieht euch auf euren Beobachtungsposten zurück - vielleicht mit Fernglas, Bestimmungsbuch und einem heißen Kakao und beobachtet, wer euer Winterrestaurant besuchen kommt. Was wird zuerst oder am häufigsten besucht: das Knabberbuffet oder die Vogeltränke? Welche Vögel mögen welches Futter? Erkennt ihr alle Vogelarten und könnt ihr Männlein und Weiblein unterscheiden, z.B. bei der Amsel?

Falls du mit deinen Kindern eine kleine Vogelzählung machen möchtest, habe ich ein vereinfachtes Zählformular für euch zusammengestellt. Lade es dir gern herunter und dann geht's los!

 

 

SCHLAUBATZEREI: Hättest du gewusst, dass Spatzen gefräßiger sind als ihre nächsten Verwandten im Tierreich - die Krokodile? Spatzen haben einen hohen Energiebedarf: Ihre Körpertemperatur beträgt konstant 42°C und ihr Herz schlägt etwa 800 Mal pro Minute. Zum Vergleich: Kinder haben etwa 100 und Erwachsene etwa 70 Herzschläge pro Minute. Diese Energie müssen sie irgendwoher bekommen. Deshalb fressen kleine Vögel etwa 35-40% ihres Körpergewichts pro Tag. Bei einem Spatz mit 32 g Körpergewicht sind das etwa 11,2-12,8 g an Nahrung pro Tag. 

Nun rechnen wir das einmal im Verhältnis auf uns Menschen hoch: Ein Kind mit einem Körpergewicht von 18 kg müsste dann etwa 6-7 kg an Nahrung aufnehmen, ein Erwachsener von 70 kg Körpergewicht etwa 24-28 kg. Beeindruckend, oder? 

 

Also, unterstützen wir Spatz & Co. bei der Nahrungssuche! 

Viel Freude beim Erstellen eures Winterrestaurants und viele tolle Vogelbeobachtungen und -erlebnisse!


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