Buchtipp: Tagebuch eines jungen Naturforschers

* unbezahlte Werbung // Empfehlung weil es gefällt


"Über den Rohrkolben eine Wolke Schwebfliegen. Das Licht ist tintenschwarz gesprenkelt. Ich bin geblendet von der Köstlichkeit des Moments. Mein Inneres explodiert, Worte schießen in mich hinein, hageln herab. Ich halte sie fest, denn sie auf einer Seite einzufangen erlaubt mir, alles noch einmal zu spüren."

Dara Mc Anulty 


über das buch & was ich daran so mag

Ich mag es, wenn ein Buch schön geschrieben ist, wenn Worte Bilder, Szenen und Gefühle in meinem Kopf entstehen lassen. Wenn ich mitfühlen, mitfiebern und mich mitfreuen kann. Der damals 14-jährige Dara Mc Anulty hat genau das geschafft: Er schreibt pur, aus seiner Seele heraus, verbindet Gedanken mit Beobachtungen, unverstellt und voller Gefühl. Ich streiche nicht oft Passagen in einem Buch an – hier waren es jedoch ganz viele. Manche sind wie kleine Karamellbonbons – süßes Glück, das sich im Mund ausbreitet. Und ab und an ein Stück Salz dazwischen, das zusammenzucken lässt, ein Gedanke, der aufhorchen und nachdenken lässt.

 

Eigentlich passiert nicht viel in dem Buch: Der autistisch veranlagte Dara führt über das Jahr hinweg ein Naturtagebuch, beschreibt Tiere und Pflanzen vor seiner Haustür und auf den Ausflügen mit seiner Familie. Allerdings tut er dies auf eine zauberhafte, klare und einfühlsame Weise, aus der eine starke Liebe zur Natur spricht. Hinzu kommen seine Gedanken über das, was geschieht, über Menschen und ihr Verhältnis zu Pflanzen und Tieren, über sein Leben als Mensch mit Asperger-Syndrom. Diese Kombination macht das Buch so besonders und lesenswert. Ein Buch, um wieder Verbindung zur Natur und zu sich selbst aufzunehmen. Ein Buch, das die Gedankenwelt eines autistisch veranlagten Menschen verständlicher macht. Ein Buch, das sich für mehr Naturschutz einsetzt. 


Ein Schrei zerschneidet die Luft. "Meine Feder!" Bláthnaids aufgerissene Augen sind voller Tränen. Die Feder ist weg. In ihrer Freude ist sie unbemerkt abgefallen. Wir gehen denselben Weg noch mal zurück, lassen uns immer wieder auf Hände und Knie fallen, um den Waldpfad abzusuchen. Aber das Schmuckstück bleibt für uns verloren. Ich versuche, Bláthnaid zu trösten – der Schmerz ist echt und überwältigend. Sie weint. Der Zusammenbruch kommt – ich weiß, wie es sich anfühlt. Ich biete ihr an, sie huckepack nach Hause zu tragen, hebe sie hoch, bevor sie überhaupt etwas sagen kann. Die Sonne verblutet am Himmel, und ich singe ihr Nonsenselieder. Ich spüre ihre Hand auf meiner Schulter, ihr Körper entspannt sich. Wir gehen weiter, laufen uns den Schmerz von der Seele, ewig lange, gemessen am Stechen in meinem Rücken, wir laufen, bis Bláthnaid wieder hüpfen möchte. Sie gleitet davon zu Mum, die sie in die Arme nimmt." 

Dara Mc Anulty 



Über den Autor: Dara MC Anulty

Dara wurde 2004 geboren und lebt in Nordirland. Er ist Autor, Naturforscher und Umweltschützer. Sein Name ist Programm: Dara bedeutet im Irischen so viel wie "Eiche", im hebräischen "mitfühlend" – genau das zeigt sich in seinem Buch: eine intensive und mitfühlende Liebe zur Natur. 

 

Dara wächst in einer autistisch veranlagten Familie auf. Schon in jungen Jahren wird bei ihm das Asperger-Syndrom diagnostiziert, das u.a. mit Schwierigkeiten bei der Reizfilterung, in der Kommunikation, der sozialen Interaktion und sensorischer Überempfindlichkeit einhergehen kann. Er ist anders als die anderen, wird in der Schule gemobbt und findet Zuflucht in der Natur. 2016 startet er seinen Blog als eine Art Journal, in dem er seine Naturbeobachtungen festhalten kann. Die Reaktionen weltweit waren überwältigend und eröffneten ihm vielfältige Möglichkeiten. 2020 veröffentlichte er sein erstes Buch "Tagebuch eines jungen Naturforschers", das mehrere Preise erhielt. 

 

Weitere Bücher sind erschienen:

Dara setzt sich stark für den Schutz der Umwelt ein, will statt Lob lieber Taten sehen. Derzeit (2023) studiert er in Cambridge Natural Science. 

 

Seine ganze, spannende Geschichte kannst du auf Englisch auf seiner Webseite nachlesen.


"Ich hüpfe, vergesse, dass ich ein Teenager bin. Ich renne und lache und rufe, wir rennen alle zusammen, und da ist sie, die Kindheit und begleitet uns ein Stück."

Dara Mc Anulty 



"Ich sehe eine Dohlenfeder auf dem Boden, also hebe ich sie auf und schenke sie einem Mädchen, das neben mir steht, meiner Freundin. Ich habe sie schon öfter mit meinen Aktionen verwirrt, und heute war es nicht anders: Sie schaut angeekelt auf die Feder, und ihre Mum greift schnell danach und wirft sie weg. 'Bäh', sagt sie. 'Schmutzig.' 

Ich kann noch immer spüren, wie es in mir hochkochte wie eine Partikelsuppe, die knallend explodiert.

Es war nicht das erste Naturgeschenk, mit dem ich jemanden erfreuen wollte, aber es war das letzte. Ich beschloss, dass niemand, sofern er nicht zur Familie gehörte, etwas so Schönes wie eine Feder verdiente. Die Leute fanden Wildnis und Natur eher aus einiger Entfernung schön; Kirschblüten und Herbstblätter waren schön an Bäumen, wo sie hingehörten, aber nicht schön, wenn sie wie feuchte Fetzen Leder auf den Boden fielen, auf Rasenflächen oder Schulhöfe. Schnecken waren eine Abscheulichkeit. Füchse waren schädlich, Dachse gefährlich. All diese seltsamen Ideen umwickelten mich wie ein Spinnennetz, bis ich ganz gefangen war."

Dara Mc Anulty 


Buchfakten kurz & knapp

Buchtyp: Tagebuch in zauberhafter Sprache mit Naturwissen durchwoben

Umfang: 256 Seiten, gebunden

Altersempfehlung: Dara hat das Buch mit 14/15 Jahren geschrieben. Es ist sowohl etwas für Jugendliche als auch für Erwachsene. 
ISBN: 978-3-89029-551-0

Preis: 20,00 Euro

 

Hier ist das Buch u.a. erhältlich: 

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*Ich verwende teils Amazon-Partnerlinks. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Die durch den Verkauf erzielten Erlöse spende ich der Kinderhilfe für Siebenbürgen. So kommt meine Arbeit auch auf diesem Weg Kindern zugute.


"Eine Feldgrille singt im abnehmenden Licht. Wir alle halten inne und hören zu. Für uns ist der Augenblick heilig. Ein winziges, einzelnes Wesen hat die Kraft, unsere Stimmung zu heben. Eine menschliche Katastrophe entschärft von einem singenden Insekt."

Dara Mc Anulty 


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