Entstehung der Sammelkiste – Teil 2: Herstellersuche und Testversuch

Was bisher geschah: Im ersten Blogartikel zur Geschichte der schlaubatz Sammelkiste habe ich dir erzählt, wie ich auf die Idee der Sammelkiste gekommen bin, mit einer Produktdesignerin die ersten Modelle entwickelt und diese mit meiner Tochter und ihrer Freundin getestet habe. 

Nun musste ich einen Hersteller für die Sammelkiste finden und mit ihm den ersten Prototypen entwickeln und testen, bevor es in die Produktion gehen konnte. Welch ein Abenteuer. Aber lies selbst!

 

wie finde ich einen hersteller für die Sammelkiste?

Nach den ersten Testversuchen war klar: Die Sammelkiste soll aus Pappe bestehen, denn Holz war zu schwer und Plastik passte für mich nicht zum Naturthema. Eine größere Stückzahl in der Hochschule herzustellen, war nicht möglich. Also machte ich mich auf die Suche nach einem Hersteller. 

 

Doch: Wonach sucht man genau? Wie nennt man das Kind beim Namen? Gibt es einen Fachbegriff dafür? Welche Schlagworte würdest du im Internet eingeben? 

Ganz ehrlich, das war am Anfang ziemlich schwierig. Sucht man nach Pappkarton oder Pappkiste, landet man bei Kartonherstellern. Doch bei denen konnte ich das Innenleben, die Fächer, der Sammelkiste nicht herstellen lassen.

Dann habe ich bei Verpackungsherstellern gesucht, bin mit dem ein oder anderen ins Gespräch gekommen, doch ohne Erfolg. Teils lagen die Mindestabnahmemengen weit über meinen Vorstellungen – schließlich musste ich erst einmal ausprobieren, ob sich das Produkt überhaupt verkaufen lässt.

Druckereien waren interessiert, doch hatten sie nicht ausreichend große Maschinen zur Verfügung, um meine Sammelkiste herzustellen – immerhin ist sie auseinandergefaltet gut 80 cm breit. 

 

Absage nach Absage:

"Leider können wir mit unserer buchbinderischen Produktion Ihre Kriterien nicht erfüllen."

"Leider können wir Ihnen für diese Konstruktion und Mengenstaffel kein Angebot unterbreiten. Unsere Mindestproduktionsmengen beginnen – je nach Ausführung bei Auflagen von ca. 3.000 / 5.000 Kartonagen."

 "Leider haben wir nicht die Technologie für diese Ausführung."

Zwischendrin hätte ich schon verzweifeln können ...

 

Schließlich kam der helfende Tipp: Versuch es bei einem Display-Hersteller!

Display-Was? Displays, so habe ich gelernt, sind Aufsteller aus Wellpappe in verschiedensten Formen und Größen, mit denen man Waren auf besondere Art und Weise präsentieren kann. Geh einmal durch deinen Supermarkt und vielleicht siehst du eine besondere Verkaufsaktion, bei der Waren eines Herstellers in Displays präsentiert werden: z.B. Kosmetika, die in einem Display mit großflächiger Werbung präsentiert werden, oder Süßigkeiten in einem großen Kartonaufsteller in Form des Markenmaskottchens.

Diese Displays werden von den Herstellern ganz nach Kundenwunsch hergestellt. Und an so einen Display-Hersteller in der Nähe von Berlin habe ich mich gewandt und bin dort auch vorbeigefahren, um meine Idee vorzustellen und mir die Produktionsstätte anzusehen.

Für mich ein Ausflug in den ...

Auseinandergefaltet ist die Sammelkiste gut 80 cm lang.

Dschungel der Fachbegriffe

Einwellige oder zweiwellige Wellpappe (Sag das mal ganz schnell hintereinander – ein super Zungenbrecher ...)? E-, B-, oder C-Welle oder vielleicht doch eine EB-Welle? Trägermaterialien und Kaschierung. Vor mir tat sich eine ganz neue, fast unbegreifliche Welt auf und ich musste viele Fragen stellen und mir viele Materialien zeigen lassen, bis ich endlich alle Fachbegriffe verstanden hatte. Die Führung im Werk, die riesigen Druckmaschinen, die mannshohen Stanzplatten – es war wirklich beeindruckend!

 

Und das Schönste: Die Sammelkiste konnte hier hergestellt werden. Dazu würde:

  • ein Karton mit dem Design der Sammelkiste sowie der Kartensets bedruckt und
  • dann auf eine Wellpappe kaschiert, das heißt vollflächig mit ihr verklebt werden
  • dasselbe von der anderen Seite wiederholt, sodass eine stabile Sammelkiste entstehen kann
  • das Ganze würde in eine Stanzmaschine kommen, wo die auseinandergefaltete Form der Sammelkiste sowie die Kartensets ausgestanzt würden
  • zuletzt würden händisch in die Griffe Magnete eingeklebt, damit der Griff der Sammelkiste verschlossen bleibt

Bevor dieser Produktionsprozess in Gang gesetzt werden konnte, flogen etliche E-Mails hin und her. Auch erste Prototypen wurden mir zugesandt, damit ich sie prüfen und das Material testen konnte. Denn ist das Layout erst einmal final und das Stanzwerkzeug hergestellt, lässt sich nichts mehr verändern.

In unserem ursprünglichen Design sollten die Seitenteile miteinander verklebt werden. Die Idee, diese Aufgabe den Kindern als Bastelei zu übertragen, gab ich schnell auf, nachdem ich ein aufschlussreiches Gespräch mit einem Klebemittelhersteller über lösungsmittelhaltige und lösungsmittelfreie Klebstoffe geführt hatte:

  • lösungsmittelhaltige Klebstoffe kleben schnell, sind aufgrund der Lösungsmittel jedoch nicht für Kinder geeignet
  • lösungsmittelfreie Klebstoffe sind für Kinder geeignet, brauchen jedoch ewig, bis sie getrocknet sind – keine Option bei einem Produkt, das flink zusammengebaut werden soll

Meine folgende Idee: Nimm Klebepunkte statt Klebstoff! Also orderte ich verschiedenste Klebepunkte – du glaubst gar  nicht, was es da für eine Auswahl gibt ... 

Währenddessen sagte mir der Konstrukteur des Display-Herstellers: "Das wird wahrscheinlich nicht halten." Ob ich ihm geglaubt habe? 

Ich zitiere nur einen unbekannten, klugen Menschen: 

 

"Erfahrungen sind nicht erlernbar, sondern nur erfahrbar." 

 

Der 1. Prototyp der Sammelkiste vom Display-Hersteller.

1. Testversuch mit einer Schulklasse

Mit den ersten Prototypen, die mir der Display-Hersteller zugeschickt hat, sowie mit unseren ersten Modellen und der Holzkiste habe ich einen Probelauf mit einer Schulklasse gewagt. Die Kärtchen mit den Suchobjekten sowie Karteikarten mit weiteren Hintergrundinfos dazu habe ich noch händisch gebastelt und ausgedruckt. Dazu eine Spielanleitung und einen Fragebogen. 

Eine Grundschullehrerin hat mit ihrer 2. Klasse die Sammelkisten getestet. Was war ich aufgeregt. Ob die Sammelkisten den ersten Einsatz be- und überstehen würden?

 

Als ich zur Nachbesprechung in der Schule eintraf, empfing mich die Lehrerin mit einem besorgten Gesicht: "Es ist etwas passiert. Ich hoffe, Sie sind uns nicht böse." In meinem Kopf ratterte es schon: Sammelkisten kaputt, Testversuch mißglückt?!

"Die Kinder haben ein Schneckenhäuschen in die Sammelkiste gelegt. Doch es war nicht leer. Die Schnecke ist herausgekommen und herumgekrochen und nun ist ein Kärtchen dreckig." Ich musste lauthals lachen: Kein Problem! Doch wie hat es den Kindern gefallen?

Die Lehrerin hatte die Klasse in 5 Gruppen geteilt. Jede Gruppe hat eine Sammelkiste samt Kärtchen bekommen. Bei den Kärtchen hatte sie eine Vorauswahl getroffen, damit jede Gruppe etwas finden würde. Insgesamt hatte sie 2 Unterrichtsstunden für das Projekt eingeplant, am Ende waren sie 3 Stunden unterwegs. "Selbst Kinder, die sonst nicht lange bei einer Sache bleiben können, waren die ganze Zeit aufmerksam dabei", erzählte sie mir.

Und auf die Frage, ob es nicht schöner wäre, wenn die Sammelkiste aus Plastik ist, damit man sie abwaschen kann, antworteten die Kinder einstimmig: "Nein, Plastik gehört nicht in die Natur!"

Der 1. Testversuch ist erfolgreich verlaufen und ich bin mit vielen Ideen heimgekehrt. 

 

"Die Kinder hatten großen Spaß daran, mit der Sammelkiste auf Suche zu gehen. In kleinen Gruppen waren sie mit Begeisterung dabei, ihre Dinge zu entdecken. Die Infos auf der Rückseite der Kärtchen waren dabei eine gute Hilfe. Die Zusatzinformationen haben wir alle gemeinsam gelesen. Da Vollständigkeit nicht gefordert ist, gab es auch keine Enttäuschung beim Nicht-Finden. Es konnte ja gut erklärt werden, warum das so war. Die Kinder haben an dem Tag viel gelernt über die Natur und werden dies auch sicher behalten.

Die Sammelkiste eignet sich hervorragend zum Einsatz im Sachkundeunterricht zu den Themen Wald, Wiese bzw. Wasser. Durch das unmittelbare Erleben gewinnen die Kinder nachhaltig Kenntnisse über die Natur und werden angeregt, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen. Danke, dass wir es ausprobieren durften."

G. Burr-Schmock, Grundschullehrerin

 

wermutstropfen und Service Hoch drei

Einen kleinen Wermutstropfen gab es: Die Klebepunkte an einigen Prototypen haben nicht gehalten. Aber gut, Erfahrungen muss man machen. Doch was nun? Ich habe den Display-Hersteller kontaktiert und gefragt, ob ihm eine Lösung einfällt. Seine Antwort war fantastisch: "Ich gebe das mal in unsere Designabteilung. Bestimmt fällt ihnen eine Falttechnik ein." Und wirklich, kurz darauf erhielt ich einen Prototypen der Sammelkiste, die durch Falten zusammengesetzt werden konnte. Ganz ohne Klebepunkte, Klebstoff und Co. 

 

Noch war der Prototyp der Sammelkiste weiß. Wie sollte also das Design aussehen? Wie mein Logo? Wie sollen die Kartensets aussehen und was sollen die Begleithefte enthalten? Eine kreative Mammutaufgabe stand mir bevor. Mehr dazu im nächsten Blog-Artikel.  


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