Freundschaftszweige – Was ist das?
Ich gebe es zu: Ich habe mir das Wort Freundschaftszweige ausgedacht. Wissenschaftlich gesehen müsste ich wohl eher sagen: Macht euch auf die Suche nach Zweigen, die mit lichenes bedeckt sind – doch das würde dein Kind wahrscheinlich nicht verstehen. Und würde ich euch vorschlagen: Macht euch auf die Suche nach mit Pilzen und Algen bedeckten Ästen, dann würde das wohl verständnislose Blicke oder zumindest keine große Begeisterung auslösen.
Deswegen Freundschaftszweige – denn mit Freundschaft kann wohl jeder etwas verbinden, oder? Und: Du schlägst zugleich den Bogen hin zur Kinderwelt. Darum komm gleich einmal mit deinem Kind ins Gespräch:
- Hast du eine gute Freundin, einen guten Freund?
- Was machen Freunde für- und miteinander?
- Was zeichnet eine gute Freundschaft aus?
- Was ist dir wichtig in einer Freundschaft?
was haben flechten mit freundschaft zu tun?
Flechten – oder wissenschaftlich lichenes – entstehen aus einer engen Freundschaft zwischen Pilzen und Grünalgen oder auch Bakterien. Der Pilz besteht aus vielen winzigen, ineinander verschlungenen Fäden. Zwischen diesen Fäden siedeln sich Grünalgen an. Das Gebilde aus Pilz und Alge nennt man dann Flechte. Da der Pilz den Körper der Flechte formt, wird sie oft nach ihm benannt. Flechten tragen allerdings auch Namen, die etwas über ihr Aussehen aussagen, z.B.:
- Landkartenflechte: sieht aus wie eine Landkarte
- Totengebeinsflechte: sieht aus wie weiße, dünne Knochen
- Isländisch Moos: sieht aus wie Moos
Wie in einer echten Freundschaft helfen sich Pilz und Alge gegenseitig: Der Pilz nimmt aus seiner Umgebung Wasser und Nährstoffe auf – das kann die Alge nicht, weil sie keine Wurzeln hat. Dafür stellt sie aus Wasser und Nährstoffen Zucker her, den der Pilz zum Leben braucht. Der Pilz selbst kann keinen Zucker herstellen, doch mit seinem Körper bietet er der Alge Schutz vorm Austrocknen und vor Schädigung. Diese Freundschaft nutzt also beiden.
Wo finde ich freundschaftszweige?
Schaut euch die nächste Straßenhecke oder den Busch um die Ecke an – seht ihr Zweige mit Flechten? Auch im Wald und am Wegesrand haltet Ausschau!
Übrigens: Flechten wachsen nicht nur auf Zweigen, sondern auch an Baumstämmen, auf Steinen, Mauern, Fensterbänken, auf Sandböden und sogar großflächig wie eine Art "Wiese".
Flechten sind Zeigerorganismen. Ob sie uns zeigen, wo der nächste Spielplatz ist? Natürlich nicht. Doch sie sind z.B. ein Hinweis für gute Luftqualität. Die Freundschaft von Pilz und Alge wird durch "dicke Luft" gefährdet – sie reagieren empfindlich auf Schadstoffe in der Luft. Hast du also Flechten in deiner Umgebung, ist das ein Hinweis auf gute Luftqualität.
Unter die lupe genommen: seht euch flechten genauer an
Flechten haben wunderschöne Formen und Farben. Schaut sie euch unter der Lupe einmal genauer an:
Welche Form haben sie?
- Liegen sie wie eine Kruste oder wie Schorf auf dem Zweig?
- Sehen sie aus wie Blätter?
- Hängen sie wie ein langer Bart vom Zweig?
- Erkennst du andere Formen, wie Trompeten oder Blüten?
Welche Farbe haben sie?
Flechten gibt es in vielen Farben – schaut sie euch einmal genau an. Sie können z.B. silberweiß, grau, gelb, orange, rötlich, hellgrün oder dunkelgrün sein. Welche Farbe haben die Flechten auf euren Freundschaftszweigen?
fun facts über flechten
Artenreich: Weltweit gibt es etwa 25.000 Flechtenarten.
Uralt: Flechten zählen zu den Lebewesen, die am längsten leben. Sie werden oft einige Hundert Jahre alt, in Ausnahmefällen sogar mehrere Tausend Jahre.
Überlebenskünstler: Flechten brauchen nur wenig zum Leben, deshalb kommen sie auch in extremen Lebensräumen vor. Einige wurden in 5.000 Metern Höhe im Himalaya-Gebirge gefunden, andere in der eisigen Antarktis. Sie können Temperaturen von -47 Grad Celsius und bis zu +80 Grad Celsius ertragen. Und: Flechten überleben sogar einige Zeit im Weltraum.
Guten Appetit: Bei den Rentieren im hohen Norden machen Flechten etwa 90% der Nahrung aus.
basteltipps für flechten
Tipp 1: Schaut euch draußen Flechten an – ihre Form und Farbe. Macht gern ein Foto oder nehmt einen auf dem Boden liegenden Zweig mit. Zeichne den Umriss eines Astes oder Baumstamms auf ein Blatt Papier und lass dein Kind Flechten auf den Zweig oder Stamm malen. Achtet dabei auf Farbe und Verteilung .
Tipp 2: Schaut euch draußen Flechten unter der Lupe an und werft auch einen Blick auf Ernst Haeckels Zeichnungen von Flechten (siehe Illustration oben). Staunt über die Vielfalt an Formen. Erfindet nun selbst Flechten: Welche Form würden sie haben, wo würden sie wachsen, welche Farbe würde ihnen stehen?
Tipp 3: Nimm einen schlaubatz Naturrahmen mit und gestaltet ein Flechtenbild. Entferne dazu das Schutzpapier von der Klebefläche und drückt kleine Zweige oder auch nur Flechten auf. Beobachtet ob und wie sie sich im Laufe der Zeit verändern.
Viel Spaß bei eurer Entdeckungstour in der Natur – nach Freundschaftszweigen!
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