spurensuche im Wald - was liegt denn da?
Warum sieht der Zapfen da so zerrupft aus - ist da einer drüber gefahren?
Ich überlege: Ein Auto mitten im Wald? Hm.
Warum liegen da so viele Zapfen an einer Stelle auf dem Boden?
Ich frage mich: Und warum liegen sie unter einem Laubbaum? Komisch.
Warum hat der Zapfen da einen langen Stiel?
Ich denke: Zapfen mit Stiel - das gibt's doch gar nicht. Oder doch?
Spuren im Wald werfen viele Fragen auf - komm, wir gehen ihnen ein wenig auf den Grund und schauen uns Fichtenzapfen einmal genauer an.
Findet man tannenzapfen auf dem Waldboden?
Guck mal, ich hab einen Tannenzapfen gefunden!
Hand aufs Herz - das haben du oder deine Kinder bestimmt auch schon einmal gesagt, oder? Ich habe mir früher auch keine Gedanken darüber gemacht und die großen Zapfen immer als Tannenzapfen bezeichnet - der Weihnachtsbaum war schließlich auch der Tannenbaum.
Aber soll ich dir was verraten: Auf dem Waldboden wirst du nie einen ganzen Tannenzapfen finden.
Echt jetzt? Ja. Tannenzapfen wachsen aufrecht an den Zweigen und sie verlieren ihre Schuppen noch hoch oben im Baum. Was übrig bleibt, ist das "Gerippe" - die Zapfenspindel. Diese könntest du vielleicht auf dem Waldboden finden. Aber keine ganzen Tannenzapfen.
Stattdessen sind es die Fichtenzapfen die wir zuhauf in Wäldern finden. Sie hängen kopfüber von den Zweigen und werden als Ganzes abgeworfen - und wir bezeichnen sie fälschlicherweise als Tannenzapfen.
Erwischt? Ich habe nach dieser Erkenntnis meinen Sprachgebrauch geändert und spreche nun nicht mehr pauschal von Tannenzapfen, sondern korrekt von Fichten-, Kiefern- oder Lärchenzapfen.
Ein haufen Zapfen - eine spechtschmiede?
Manchmal findet man im Wald ganz viele Fichtenzapfen auf einem Haufen. Doch die dazugehörige Fichte steht scheinbar ganz woanders. Womöglich liegen die Zapfen sogar unter einem Laubbaum.
Wie kann das sein, wie sind die Zapfen hierher gekommen?
Eine Möglichkeit ist, dass sich an dem Baum, unter dem die Zapfen liegen, eine sogenannte Spechtschmiede befindet. Spechte und auch andere Vögel haben es auf die Samen der Fichtenzapfen abgesehen, die unter den Schuppen verborgen liegen. Um an sie heranzukommen, klemmen Spechte die Zapfen in kleine Baumhöhlen, Astlöcher oder Astgabeln ein und bearbeiten die Zapfen mit ihrem Schnabel. Das erinnert an Hammer und Amboss und somit an die Schmiede - daher der Name Spechtschmiede. Schaust du dir die Zapfen an, sehen sie vielleicht sogar zerrupft und bearbeitet aus.
Schau dir die bearbeiteten Zapfen einmal genauer an. Sind die Zapfenschuppen in der Mitte gespalten?
Dann kann das auf den Fichtenkreuzschnabel hindeuten, einen Vogel mit gekreuztem Schnabel. Er hat es ebenfalls auf die Fichtensamen abgesehen und spreizt dafür die Schuppen mit dem Schnabel ab und zerbeißt dabei auch einige, um an die drunterliegenden Samen zu gelangen.
Schau dir dazu das Video einmal an!
zapfen am stiel - gibt's das?
Was aussieht wie ein Minizapfen am Stiel ist in Wirklichkeit ein abgenagter Fichtenzapfen. Und wer war da am Werk?
Ist der Zapfen ganz ordentlich abgenagt, dann war wohl eine Maus am Werk. Sie frisst am liebsten geschützt, sodass man solche Zapfenspindeln eher in Gebüschen findet. Mäuse nagen tatsächlich Schuppe für Schuppe ab, um an die Samen zu gelangen.
Anders die Eichhörnchen: Sie haben kräftigere Zähne und reißen die Schuppen einfach heraus. Deshalb sehen von ihnen bearbeitete Zapfenspindeln auch unordentlicher aus und man findet mitunter Schuppen, die noch einen Rest Holz am Boden aufweisen. Das Eichhörnchen hält den Zapfen an der Spitze fest, dreht ihn herum und rupft dabei die Schuppen ab. Die Samen von etwa 100 Zapfen müsste das Eichhörnchen pro Tag fressen, um seinen Energiebedarf zu decken.
Wer hat denn da Zapfen auf den Baumstumpf gelegt?
Was aussieht wie ein arrangiertes Stilleben ist die Fraßstätte von Eichhörnchen. Zumeist fressen sie oben im Baum und lassen die Zapfen einfach zu Boden fallen, sodass du dort die Zapfenspindel sowie einen Haufen Zapfenschuppen finden wirst.
Manchmal fressen Eichhörnchen jedoch auch am Boden, setzen sich dazu auf einen Baumstumpf - wohl um den Überblick zu behalten - und machen sich ans Werk. Übrig bleiben Zapfenspindeln, Zapfenschuppen und die Flügel der Fichtensamen.
Im fichtenwald gibt es viel zu entdecken
Mach dich mit deinen Kindern auf und sucht nach Spuren im Fichtenwald. Findet ihr eine Spechtschmiede oder Zapfen am Stiel? Vielleicht eine Futterstätte von Eichhörnchen? Vielleicht sogar ein Eichhörnchen höchstpersönlich?
Nehmt euch ein paar Zapfen mit, versucht einmal selbst die Schuppen abzureißen und an die Samen zu gelangen. Bastelt euch eine Zapfenlandschaft, Zapfenpuppen oder einen Zapfenmonstertruck. Habt Spaß beim Ausmalen eines schlaubatz Ausmalbildes zu Zapfen und genießt einfach die gemeinsame Zeit in der Natur!
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Ho (Montag, 01 März 2021 18:28)
Die Fichte wird oft (zB. in Vorarlberg ) Rottanne genannt, also liegen dort schon Tannenzapfen am Boden, aber nicht von der Weisstanne. ;-)
schlaubatz (Montag, 01 März 2021 21:36)
Aufgrund der rötlichen Färbung ihrer Borke, wird die Fichte manchmal fälschlicherweise auch Rottanne genannt. Sie ist aber eine Fichte. � Spaßeshalber kannst du dann von Tannenzapfen reden, wissenschaftlich korrekt wäre es allerdings nicht. �